Auf dem Grund
08.05.2024 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Drama
Lesermeinung
Zwei ARD-Kommissarinnen mal ohne Krimi, aber trotzdem spannend: Karin Hanczewski (links) und Claudia Michelsen spielen ein Schwesternpaar im ARD-Drama "Auf dem Grund" aus dem Jahr 2022, das sich mit seiner schwierigen Familiengeschichte auseinandersetzen muss.
Vergrößern
Angespannte Familie, angespannte Geburtstagsfeier: Vater Helmut (Michael Wittenborn) sowie seine Töchter Anne (Claudia Michelsen) und Miriam (Karin Hanczewski, rechts) warten auf die "schwierige" Mutter.
Vergrößern
Schwimmtrainerin Anne (Claudia Michelsen, links) und Nichte Juli (Anna-Lena Schwing) analysieren die Technik der ambitionierten Nachwuchshoffnung.
Vergrößern
Schwimmtrainerin Anne (Claudia Michelsen) beobachtet ihre Schützlinge im Wasser - oder ist sie in Gedanken ganz woanders?
Vergrößern
Mutter hat Geburtstag - und alle haben Angst, von links: Vater Helmut (Michael Wittenborn), Tochter Miriam (Karin Hanczewski), deren Tochter Juli (Anna Lena Schwing), Annes Mann Tom (Alexander Wüst), Mutter Inge (Eleonore Weisgerber), Anne (Claudia Michelsen), die Freunde Doris (Gabriele Möller-Kukasz) und Martin (Wolfgang Häntsch).
Vergrößern
Die älteste Tochter Anne (Claudia Michelsen), früher eine deutsche Spitzen-Athletin im Schwimmsport, bekommt besonders die Launen der Mutter ab.
Vergrößern
Mutter Inge (Eleonore Weisgerber, rechts) hat Geburtstag. Musiker-Tochter Miriam (Karin Hanczewski, zweite von rechts) spielt ihr ein Ständchen.
Vergrößern
Eleonore Weisgerber liefert als Mutter Inge im ARD-Drama "Auf dem Grund" eine starke Leistung ab.
Vergrößern
Anne (Claudia Michelsen, rechts) will wissen, was ihre Mutter (Eleonore Weisgerber) nicht aussprechen will oder kann.
Vergrößern
Sorgen um Inge (Eleonore Weisgerber): Tochter Miriam (Karin Hanczweski, links) und ihr Mann Helmut (Michael Wittenborn) besuchen sie im Krankenhaus.
Vergrößern
Originaltitel
Auf dem Grund
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2022
Fernsehfilm, Drama

Kommissarinnen haben frei – und dürfen mal Mensch sein

Von Eric Leimann

In "Auf dem Grund" zeigen Claudia Michelsen, Karin Hanczewski und Eleonore Weisgerber ein für alle Seiten schmerzhaftes Mutter-Töchter-Verhältnis. Sie tun dies so glaubhaft, dass man dem ARD-Drama von 2022 gebannt zusieht und sein Geheimnis lüften will. Auch, wenn's ziemlich weh tut.

Mit Claudia Michelsen (Magdeburger "Polizeiruf 110" ) und Karin Hanczewski (Dresdener "Tatort") "ermitteln" im ARD-Drama "Auf dem Grund" aus dem Jahr 2022 zwei Primetime-Kommissarinnen des Senders. Dies jedoch mal völlig ohne Leiche und Krimi-Plot. Im Familienfilm der Autorinnen Susanne Schneider und Astrid Ruppert ("Obendrüber, da schneit es") verkörpern Michelsen und Hanczewski die erwachsenen Töchter einer schwierigen Mutter. Was genau an Inge (Eleonore Weisgerber) so kompliziert ist, wird erst nach und nach deutlich – aber die Restfamilie zittert offenbar schon in den ersten Minuten des Films vor deren nahendem Geburtstag.

Zwei Töchter gibt es: Anne (Michelsen), die ältere, früher eine deutsche Spitzenschwimmerin und heute als Trainerin in der niedersächsischen Provinz tätig, bekommt die Launen der Mutter am deutlichsten ab. Miriam (Hanczewski) ist etwa zehn Jahre jünger als Anne und von Beruf klassische Musikerin. Von der launischen, gern mal gegen die Familie ausfallend werdenden Inge wird das "Nesthäkchen" etwas milder behandelt.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Schließlich ist da noch Inges Ehemann Helmut (Michael Wittenborn). Er interpretiert seine Rolle eher passiv und beschwichtigend. Während die Ehe der offenbar gut situierten Anne und ihres Mannes Tom (Alexander Wüst) kinderlos geblieben ist, hat Miriam eine halbwüchsige Tochter – aber keinen Mann. Juli (Anna-Lena Schwing) ist wie einst ihre Tante eine hochtalentierte Schwimmerin und wird auch von dieser trainiert. Anne scheint allerdings noch von anderen Dämonen besessen als nur von einer chronisch nervigen Mutter. Die Schwimmtrainerin leidet unter angsteinflößenden Visionen und befürchtet, dass ihr der Alltag entgleitet.

Dunkle Familienfeste, Offenbarungen und Eklats

Nun gut, dass es im tiefenpsychologisch angelegten Familienfilm unter der Regie von Thorsten M. Schmidt um ein dunkles Familiengeheimnis geht und dass dabei Verdrängung, Schuld und Wut eine Rolle spielen könnten – das lässt sich auch ohne Uni-Abschluss in Psychologie vielleicht schon früh erahnen. Trotzdem schaut man dieser dysfunktionalen Familie gebannt zu: beim Streiten in der Gruppe, beim Zwiegespräch und sogar beim Leiden. Dies liegt vor allem am präzise geschriebenen Buch, das in seinen Dialogen und auch wortlosen Szenen angenehm "echt" bleibt.

Was Michelsen, Hanczewski, Weisgerber und Co. im unprätentiös erzählten Drama ins Wohnzimmer liefern, dürfte manche an eigene dunkle Familienfeste, Offenbarungen und Eklats erinnern – oder, wenn daheim alles "paletti" war, dann vielleicht an andere gute Filme zum Thema. Nicht zuletzt ist das bis zum Ende der 90 Minuten subtil spannende TV-Werk auch mal wieder ein Plädoyer in Richtung Fernsehmacher: Traut euch mehr Erzählungen ohne Leiche zu! Selbst erfahrene Primetime-Kommissarinnen freuen sich, wenn sie wie in diesem Film einfach mal nur leben – und nicht ermitteln müssen.

Auf dem Grund – Mi. 08.05. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Top stars

Das beste aus dem magazin

Harald Lesch im Interview.
HALLO!

Harald Lesch: "Ein kapitalistisches Weltbild hingegen gefährdet unsere Lebensbedingungen"

Harald Lesch bringt seit Jahren dem TV-Publikum unsere faszinierende Welt und wissenschaftliche Erkenntnisse näher. Im Interview spricht der Astrophysiker unter anderem über kommende Generationen, seine Lehrtätigkeit in München und wie Religion und Wissenschaft für ihn zusammenpassen.
Das „phaeno“ in Wolfsburg.
Reise

Wenn Architektur eine Stadt verändert

Viele Museen sind von außen genauso imposant wie von innen. Ein gutes Beispiel ist das Guggenheim-Museum, das in Bilbao zu einem wirtschaftlichen Boom geführt hat. Doch nicht nur die nordspanische Stadt profitiert vom „Bilbao-Effekt“.
Dr. Julia Fischer moderiert montags die SWRGesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des neuen ARD Gesund Youtube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen.
Gesundheit

Demenz verhindern – durch die richtige Prävention

Die Diagnose Demenz ist ein Schock für Betroffene. Doch mindestens ein Drittel aller Fälle könnte verhindert werden – mit der richtigen Prävention. Dr. Julia Fischer gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema.
Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.