Zweiteiler im ZDF

"Stralsund – Das Manifest": Dieser Krimi ist extra düster

von Rupert Sommer

"Stralsund" bietet diesmal Krimispannung im Doppelpack. Der zweite Teil ist am Mittwochabend zu sehen. Die Ermittlungen nach dem Mord an einem früheren Wirtschaftsanwalt führen zurück in die DDR.

ZDF
Stralsund – Das Manifest
Kriminalfilm • 28.08.2021 • 20:15 Uhr

Wenn gereizte Sätze fallen wie jene, dass angeblich immer nur die Sieger die Deutungshoheit haben oder dass in einem diffusen "Früher" nicht alles schlecht war, dann kann man im deutschen Fernsehkrimiwesen fast sicher sein, dass es zurück in die DDR-Vergangenheit geht. So auch im neuen, mittlerweile 17. Fall "Stralsund – Das Manifest" mit Katharina Wackernagel als um Entschlossenheit bemühte, innerlich immer wieder zerrissene Mordermittlerin in der alten Hansestadt.

Es wird leidlich spannend. Nur am Helligkeitsregler auf der Fernbedienung muss man nicht herumfummeln: Dieser Krimi fällt extra düster aus. Daher sieht er teilweise so aus, als wäre er fast in Schwarzweiß, zumindest in nieselverregneten Grautönen gedreht. Und der komplexe Fall passt auch nicht ins 90-Minuten-Korsett: Mit "Stralsund – Medusas Tod" wird er wenige Tage später fortgesetzt.

Natürlich muss es mit einem Tatort und einem Mord losgehen, dessen Eiseskälte und Brutalität im ansonsten auf den ersten Blick wohlgeordneten Villen-Vorort von Stralsund einen Nervenkitzel-Auftaktsakkord vorgibt. Johannes Kellermann wird von hinten von zwei Schüssen getroffen. Und das in seiner eigenen Wohnung. Die Zuschauer haben es gesehen, die Kommissare schließen es später korrekt aus den Spuren: Der einst sehr erfolgreiche, nun im Luxus-Ruhestand lebende Ex-Wirtschaftsanwalt hatte seinen Täter gekannt und ihm selbst die Tür geöffnet. Nur mit seinem Tod hatte er nicht gerechnet.

Doch für den Mord muss es Gründe geben. Und die liegen in der Vergangenheit. Genauer gesagt: Sie lassen sich in den mittlerweile leicht vergilbten, zerfledderten Aktenbündeln rekonstruieren, die sich im Besitz des jungen Familienvaters Daniel Euler (Leonard Carow) befinden – und die dieser offenbar so schnell wie möglich wieder loswerden möchte. Es müssen brisante Schreibmaschinen-Prokolle, -Verträge und -Geldtransaktionen sein.

Wie der Aktenfuchs Karl Hidde (Alexander Heldt) aus dem Ermittlerteam schnell zu Recht vermutet, war Kellermann einst in die dubiosen Geschäftspraktiken bei der Abwicklung der einst so stolzen "Volkswerft"-Betriebs durch Investoren aus dem Westen verwickelt. Angeblich sollen sich die sogar an EU-Fördergeldern bereichert haben. Das belegen zu können, ist ein flammendes "Manifest" mit brisanten Internet-Enthüllungen wert. Aber Morde?

Misstrauen in den eigenen Reihen

"Da gab's sicher ein paar offene Rechnungen", sagt Hidde – und das darf man nicht als Unken verstehen. Die ohnehin meist ernsten Minen der Ermittler verdüstern sich rasch. Mehr noch: Wieder mal herrscht Anspannung und gegenseitiges Misstrauen auch in den eigenen Reihen. Kann Nina Petersen (Katharina Wackernagel) ihrem Boss Thomas Jung (Johannes Zirner), der privat mehr ist als ihr Vorgesetzter, restlos trauen? Vor allem dann, als sich das LKA mit rücksichtsloser Arroganz in den Fall einmischt und wichtige Informationen an sich zieht.

Einmal mehr muss Petersen die große Sinn- und Vertrauensfrage aufwerfen: "Ich will einfach wissen, ob wir in derselben Mannschaft spielen", sagt sie zu Hidde. Auf den knorrigen Co-Ermittler zumindest kann sie sich verlassen. Sicher sein können sich dann auch die Zuschauer, dass alles angemessen kompliziert wird.

Nur eine Gewissheit fehlt diesmal: Auch wenn der Film ein Ende findet, ist diese Vergangenheitsreise in 90 Minuten doch noch nicht beendet. Sie wird am Mittwoch, 1. September, wieder um 20.15 Uhr, im ZDF fortgesetzt. Es ist dann der bereits 18. Fall "Stralsund – Medusas Tod" und der zweite Teil der Doppelfolge.

Stralsund – Das Manifest – Sa. 28.08. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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