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"Riesending – Jede Stunde zählt": eine spektakuläre Rettungsaktion

28.12.2022, 08.47 Uhr
von Eric Leimann

Dieser Film beruht auf einer wahren Begebenheit: 2014 verunglückte ein Forscher im "Riesending", Deutschlands größtem bekannten Höhlensystem. Seine Rettung war so aufwendig wie spektakulär.

ARD
Riesending – Jede Stunde zählt
Katastrophen-Drama • 28.12.2022 • 20:15 Uhr

Mit einer vermessenen Tiefe von 1.149 Metern und fast 23 Kilometern Länge ist die Riesending-Schachthöhle die tiefste und längste bekannte Höhle Deutschlands. Kurioserweise wurde das Labyrinth in den Berchtesgadener Alpen erst 1996 entdeckt – und zog ob seiner faszinierenden Größe alsbald Höhlenforscher aus aller Welt an. Am Pfingstsonntag 2014 verunglückte dort der Höhlenforscher Johann Westhauser, der im Film jedoch Josef Häberle heißt. Mit einer lebensbedrohlichen Kopfverletzung lag er in über 1.000 Metern Tiefe – und über zwölf (!) Kilometer vom Schachteingang entfernt. Nach menschlichem Ermessen war eine Rettung des Schwerverletzten quer durch Kriechschächte und über lange Abseilpassagen unmöglich. Ein internationales Team aus Helfern, darunter etliche ehrenamtlich helfende Höhlenforscher und Freunde des Schwerverletzten, ging das Husarenstück trotzdem an. Die zwölf Tage dauernde Rettungsaktion, die insgesamt 728 Helfer beschäftigte, inszenierte der ARD-Zweiteiler "Riesending – Jede Stunde zählt" – beide Teile laufen hintereinander am selben Abend – als spannenden Logistik-Thriller mit Figuren, die im Laufe der Handlung fast allesamt an ihre Grenzen geraten.

Regisseur und Drehbuchautor (mit Johannes Betz) Jochen Alexander Freydank gibt an, seine Figuren orientierten sich zwar an realen Personen, letztendlich sei das Personal seines 180-Minuten langen Höhlenthrillers jedoch fiktiv. Im Zentrum der Geschichte steht die junge Mutter und Hobby-Höhlenforscherin Birgit Eberharter (Verena Altenberger), die den verunglückten Kollegen und seine Begleiter von früher kennt. Gemeinsam mit der italienischen Ärztin Raffaela Pardeller (Sabine Timoteo) wagt Birgit den Abstieg zum Schwerverletzten. Weitere Figuren, die den Höhlenthriller bevölkern, sind die Bergwacht-Einsatzleiter (Maximilian Brückner, Anna Brüggemann), ein Politiker (Marcus Mittermeier), freiwillige Helfer mit unterschiedlichsten "Skills" sowie klassische Einsatzkräfte. Ein Problem 2014 bestand darin, dass die Bergwacht über kaum Erfahrung mit Höhlenrettungen verfügte und so auf die Mithilfe der "Höhlenfreaks" angewiesen war.

Gedreht wurde das mitunter fast schon dokumentarisch wirkende Thrillerstück übrigens zu großen Teilen in echten Höhlen, die das Team in Kroatien fand. Um das Gefühl, tief unter der Erde fernab des Sonnenlichtes zu sein, für das Publikum erlebbar zu machen, unterzogen sich die Schauspieler des Films im Vorfeld ausgiebigem Höhen- und Seiltraining in Kletterhallen. "So war es möglich", erzählt Kameramann Thomas Dirnhofer ("Cerro Torre – Nicht den Hauch einer Chance"), "dass wir Abseilszenen in echten Schächten, an echten Seilen, über dem echten Abgrund drehen konnten, was den Bildern und den Figuren eine einzigartige Authentizität zu verleihen mag." Tatsächlich spürt man beim Zusehen die Enge, eine nur von den Helmlampen erleuchtete Dunkelheit, feuchte Höhlenwände und enge Kriechschächte förmlich am eigenen Leib.

Zugang zur Höhle mittlerweile gesperrt

Dass die Logistik der Rettung, ihre menschlichen Krisen und technischen Herausforderungen dabei eher im Stile eines konventionellen Katastrophenfilms inszeniert wurden, verzeiht man dem ungewöhnlichen Rettungsstück deshalb. Auch die ethische Frage, ob Kosten von einer Million Euro und der gewaltige Aufwand für die Rettung nur eines Menschen gerechtfertigt oder einfach alternativlos sind, wird von Film nur angerissen.

Die "Riesending"-Höhlenrettung, die übrigens stattfand, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Brasilien um den Weltmeistertitel kämpfte (und dabei reüssierte!), löste ein gewaltiges internationales Medieninteresse aus. Direkt nach Abschluss der Rettung wurde der Zugang zur Höhle versperrt. Auch, um Katastrophen-Tourismus vorzubeugen. Wer ins "Riesending" hinein will, braucht heute eine besondere Forschungs- und Begehungserlaubnis.

Am Sonntag, 25. Dezember, 19.15 Uhr, im BR-Fernsehen und in der ARD Mediathek, gibt es übrigens noch eine Dokumentation über die Region des "Riesendings": "Tief im Fels – Überleben am Untersberg" erzählt in fünf ineinandergreifenden Episoden dicht und spannungsgeladen, wie die Urgewalt des Berges die Menschen vor Ort immer wieder aufs Neue herausfordert und bedroht.

Riesending – Jede Stunde zählt – Mi. 28.12. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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