ARTE-Themenabend

"Kabul Airport – Flucht aus Afghanistan": Wenn ein Land allein gelassen wird

27.09.2022, 07.53 Uhr
von Hans Czerny

Der ARTE-Themenabend "Truppenabzug aus Afghanistan" widmet sich einem Land, das von der Welt verlassen wurde. Was ist seit der Machtübernahme der Taliban passiert?

ARTE
Kabul Airport – Flucht aus Afghanistan
Dokumentation • 27.09.2022 • 20:15 Uhr

Chaos und Panik, schreiende Menschen, die sich an Flugzeuge klammern, tausende, die in letzter Minute einen Platz in den bereitgestellten Maschinen zu ergattern versuchen: Die Bilder von der Flucht aus Kabul bleiben für immer im Gedächtnis, das Versagen der Politik, die Sinnlosigkeit einer 20-jährigen Besatzung durch den Westen wurde evident. Der ARTE-Themenabend "Flucht aus Kabul" widmet sich in zwei Filmen den Ereignissen, dem Ende einer verfehlten Politik nach dem 11. September 2001 und den heutigen Folgen für Afghanistan, einem Land, das von der Welt völlig alleingelassen und einem buchstäblichen Erfrieren ausgeliefert ist.

Bei der chaotischen Evakuierunsaktion nach dem 15. August sollen insgesamt 122.300 Menschen ausgeflogen worden sein. Doch tausende bleiben zurück, sie standen einfach nicht auf den Listen derer, denen geholfen werden sollte. 200 Menschen kamen auf dem überfüllten Flughafen von Kabul ums Leben, tausende wurden auf dem Weg dorthin von Kontrollposten ihrer Länder immer wieder abgewiesen.

Obwohl längst geplant, wurden viele vom plötzlichen Rückzug der US-Truppen und der Nato ohne jeden Widerstand gegen die Taliban überrascht. Die Dokumentation "Kabul Airport – Flucht aus Afghanistan" von Jamie Roberts (ARTE France, 2022) zeigt, wie der plötzliche Machtwechsel in Afghanistan dazu zwang, Zuflucht auf dem Flughafen von Kabul zu nehmen – in der Hoffnung, von dort ins Ausland fliehen zu können. Augenzeugen berichten aus persönlicher Sicht, und noch einmal wird danach gefragt, wie dieses politische Debakel geschehen konnte.

Für den zweiten Film, "Das Gesetz der Taliban" (gleichfalls ARTE France), haben die Autoren Pedro Brito Da Fonseca und Patrick Saint-Exupéry ein Jahr lang Afghanistan bereist. Sie zeigen ein Land, in dem seit dem Rückzug des Westens jede Hoffnung verflogen ist. Die Taliban halten am Gesetz der Scharia fest, während Plakatwände "gute Beziehungen mit der Welt" einfordern, denn Hunger und Elend sind groß. Frauenrechtlerinnen wollen das Land gegen neues Unrecht mutig verteidigen.

Nachdem ihre Proteste auf offener Straße zerschlagen wurden, verteilen sie heimlich Flugbätter "wie Sophie Scholl". Doch am Ende schweigen sie vor der Kamera mit ernstem Gesicht. Afghanistan sei "von der Welt verlassen", heißt es im Kommentar, "vom Westen und von den Taliban, die mit harter Hand regieren".

Kabul Airport – Flucht aus Afghanistan – Di. 27.09. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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