Kai Gniffke

Gewerkschaft kritisiert SWR-Intendanten – Beschäftigte "entmenschlicht"?

22.12.2022, 09.34 Uhr

Der künftige ARD-Vorsitzende Kai Gniffke steht schon vor seinem Amtsantritt in der Kritik. Die Gewerkschaft ver.di wirft dem SWR-Intendanten vor, ARD-Beschäftigte indirekt mit "Schweinen" und "Hunden" gleichgesetzt zu haben. Gniffke selbst spricht von einem "mit Leidenschaft" geführten Interview.

Zum 1. Januar wird SWR-Intendant Kai Gniffke turnusmäßig das Amt das ARD-Vorsitzenden von WDR-Chef Tom Buhrow übernehmen. Ein gemeinsames Interview, das die beiden dem "Spiegel" gaben, schlägt nun hohe Wellen. "Gniffke setzt ARD-Beschäftigte mit Hunden und Schweinen gleich – und entmenschlicht sie", beanstandet die Gewerkschaft ver.di Aussagen, die im Kontext mit Reformplänen im ARD-Verbund zustande kamen.

Gniffke hatte im "Spiegel"-Gespräch einige Maßnahmen zur Umstrukturierung dargelegt, beispielsweise werde der Spartensender ONE aus Kostengründen eingestellt: "Ich weiß schon, dass die Betroffenen jaulen und quieken werden, um das zu verhindern", hatte sich der 63-Jährige in diesem Zusammenhang einer tierischen Metapher bedient. Ver.di konstatiert in einem Schreiben: "Wir empfinden seine Wortwahl als unangebracht und abstoßend."

Auch weitere Aussagen Gniffkes stießen den Gewerkschaftern übel auf. So hatte der künftige ARD-Vorsitzende bekräftigt, "bestimmt kein Spartensender für Misanthropen" werden zu wollen. Man wolle sich in der Berichterstattung nicht nur auf "Klimakatastrophe, Rentendesaster und Kriegsgebiete konzentrieren", so Gniffke im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin. Ver.di erkennt hier eine "Abwertung des unabhängigen Journalismus". Der SWR-Intendant diskreditiere in seiner Wortwahl die Zielgruppe, die sich für das Weltgeschehen, "Verwerfungen, Korruption und Gefahren" interessiere, als menschenfeindlich.

"Wenn ein ARD-Vorsitzender kritischen und seriösen Journalismus nicht schätzt, wie sollen es dann die Bürger tun?", heißt es weiter im Schreiben der Gewerkschaft. Man fordere nun "konstruktive Vorschläge, professionelles Auftreten und Augenhöhe" gegenüber Mitarbeitenden wie auch dem Publikum. "Sprücheklopferei, Entgleisungen und ungeschickte Vergleiche taugen unserer Meinung nach nicht als Antworten auf Journalistenfragen zur Zukunft der ARD", konstatiert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft.

In einem Blogbeitrag hat sich Kai Gniffke unterdessen zu der vorgebrachten Kritik geäußert: "Ich habe das Interview mit Leidenschaft geführt", rechtfertigt er den Tonfall. "Leidenschaft für Journalismus, Leidenschaft für die Arbeit, mit der so viele Kolleginnen und Kollegen der ARD exzellentes Programm machen." Er bemühe sich immer um eine bildliche Sprache. Es sei ihm bewusst, dass Formulierungen dieser Art von den von der ARD gewohnten Ausdrucksweisen abwichen.

Tatsächlich lege er angesichts der bevorstehenden Reformen viel Wert auf Gemeinschaftssinn. "Wir schaffen diese Transformation nur gemeinsam mit allen Mitarbeitenden – egal, wie groß der Gegenwind sein wird. Nur gemeinsam lässt sich das durchziehen", betont Gniffke. Schließlich entschuldigt er sich für die Wortwahl: "Die Reibungen, die wir dabei mit der Gesellschaft, mit unseren Gremien, mit der Medienpolitik haben werden, habe ich mit 'Halligalli', 'Quieken', 'Jaulen' umschrieben. Andere Begriffe wären besser gewesen."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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