Von Mata Hari bis Elsbeth Schragmüller

Die wahren Geschichten hinter der Historienserie "Davos 1917"

06.01.2024, 10.32 Uhr
von Eric Leimann

Die schweizerisch-deutsche Historienserie "Davos 1917" ist mit 19 Millionen Euro eines der teuersten deutschsprachigen Programme der Wintersaison 2023/24. Der Sechsteiler überzeugt vor allem mit seinem historischen Look und seiner ungewöhnlichen Geschichte. Aber was davon ist wahr – und was erfunden?

Den Namen Davos dürften selbst jene schon mal gehört haben, die mit Skifahren nichts am Hut haben. Tatsächlich gilt die Schweizer Gemeinde im Kanton Graubünden mit gut 10.700 Einwohnern als höchstgelegene Stadt Europas. 1.560 Meter über dem Meeresspiegel liegt sie und ist heute nicht nur Urlaubern bekannt, sondern auch als jährlicher Gastgeber des Weltwirtschaftsforums ein Begriff. Davos hat allerdings schon davor einiges an Geschichte vorzuweisen. Unter anderem war der mondäne Skiort schon einmal Schauplatz eines großen "Fiction-Projektes" und zwar von Thomas Manns weltberühmten Roman "Der Zauberberg" (1924), der ebenfalls in einem Sanatorium spielt. Die ersten Teile der Serie "Davos 1917" liefen am Mittwochabend im Ersten. Von nicht wenigen wird das außergewöhnliche Programm schon als die Rückkehr des guten, alten Weihnachtsmehrteiler-Kozeptes gefeiert. Am heutigen Donnerstag geht es weiter.

Das "Berghotel Sanatorium Schatzalp"

Das "Berghotel Sanatorium Schatzalp" aus dem Roman gibt es bis heute. Jeder kann sich dort seine eigene Zauberberg-Auszeit buchen. In der Serie "Davos 1917" dient die "Schatzalp" als Drehort des Serien-Sanatoriums "Curhaus Cronwald", in dem die während des Ersten Weltkriegs angesiedelte internationale Spionageserie spielt. Tatsächlich wohnte auch die Filmcrew für 25 Drehtage im zwischen 1898 und 1900 im Jugendstil errichteten Bauwerks, das seit 1954 als reines Hotel fungiert. Während der Drehzeit in Davos blieb die "Schatzalp" für die Öffentlichkeit geschlossen.

Doch bei weitem nicht alle Sanatoriums-Szenen entstanden dort. Das Hotel "Schweizerhof" in Vulpera in der Gemeinde Scuol war ebenso Drehort wie einige "Locations" im deutschen Flachland: Einen historischen Innenraum-Look fand die schweizerisch-deutsche 18 Millionen Franken-Produktion (knapp 19 Millionen Euro) in Nordrhein-Westfalen, wo in den Innenräumen eines echten alten Sanatoriums gedreht wurde. Ebenfalls in NRW ist die Burg Bergerhausen im Kerpener Stadtteil Blatzheim finden, auch ein Schauplatz der Serie. Weitere Innenaufnahmen entstanden in Hamburg und Bayern.

Schweizer Krankenschwestern im Ersten Weltkrieg

Die Davoser Schatzalp war zudem als Außendrehort vorgesehen, weil sich die Filmcrew hier Schneesicherheit erhoffte. Immerhin liegt das Hotel auf stattlichen 1.861 Metern über der Stadt. Doch der Dreh-Winter 2022/23 erwies sich als einer der schneeärmsten in der Region seit langer Zeit. Als die Crew anreise und ab dem kommenden Tag gedreht werden sollte, war die Schatzalp ein einziges Matschfeld, wie Schauspieler und Macher in den Produktionsnotizen berichten. Wie durch ein Wunder fiel allerdings in der Nacht zum Drehbeginn eine Menge Neuschnee, sodass die geplanten Bilder sogar im Neuschnee geschossen werden konnten. Im Verlauf der Dreharbeiten wurde es gar so kalt, dass Außenaufnahmen bei zweistelligen Minusgraden zahlreiche Szenen zur Herausforderung werden ließen.

Nicht nur Drehorte, auch die Handlung der Serie ist von wahren Figuren und Ereignissen inspiriert. Tatsächlich war die Schweiz während des Ersten Weltkriegs politisch neutral – während sich rund um den kleinen Alpenstaat die Großmächte Europas einen Vernichtungskampf lieferten. Ebenso zutreffend ist, dass sich Vertreter der Kriegsmächte auf neutralem Schweizer Boden trafen, um sich zu erholen – oder Spionageprojekte voranzutreiben. Auch gab es Schweizerinnen, die sich wie die Hauptfigur Johanna Gabathuler (Dominique Devenport) als Krankenschwestern zum Fronteinsatz meldeten, um als junge Frauen aus einem in der ländlichen Schweiz doch recht rückständigem Leben in "die Moderne" aufzubrechen, auch wenn es eine aus Tod und Zerstörung war.

Mata Hari oder Elsbeth Schragmüller?

Besonders interessant ist jedoch die Figur der von Jeanette Hain dargestellte Gräfin. Auch für die deutsche Agenten-Strippenzieherin, Mentorin und eventuell Manipulatorin der Hauptfigur Johanna, existieren Vorbilder. Ein berühmter Name, der im Zusammenhang mit der Serie öfter fällt, ist der von Mata Hari. Die niederländische Tänzerin wurde wegen ihrer Spionagetätigkeit für die Deutschen 1917 wegen Doppelspionage und Hochverrats von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt und am 15. Oktober in Vincennes hingerichtet.

Deutlich besser auf die Figur der Gräfin passt jedoch eine andere berühmte Spionin: Elsbeth Schragmüller, die als Führungsoffizierin Mata Haris gilt, wurde 1887 im Kreis Minden als Offizierstochter geboren. Sie gilt als eine der großen Strippenzieherinnen der deutschen Spionage im Ersten Weltkrieg – eine für Frauen damals absolut unübliche Position. Bei Kriegsende bekleidete sie den Rang eines Oberleutnants. Das "Eiserne Kreuz" als höchste deutsche Kriegsauszeichnung konnte Schragmüller nicht verliehen werden, da der Kaiser Mitte 1915 entschieden hatte, dass weibliche Personen für die Auszeichnung nicht in Betracht kommen. Die promovierte Staatswissenschaftlerin, übrigens eine der ersten deutschen Frauen mit Universitätsabschluss, setzte nach dem Krieg ihre akademische Karriere in Freiburg fort. Schragmüller starb 1940 im Alter von 52 Jahren an Knochentuberkulose in München.

(Die Episoden vier bis sechs laufen am heutigen Donnerstag, 21. Dezember, ab 20.15 Uhr. In der ARD Mediathek stehen die gesamten sechsmal 45 Minuten seit 20. Dezember zum Streamen bereit.)


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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