Online-Zensur

Oscars 2021: China löscht offenbar Beiträge zu Chloé Zhao

"Nomadland" war der Abräumer der diesjährigen Oscars, Regisseurin Chloé Zhao wurde ebenfalls ausgezeichnet. In ihrem Geburtsland China kursierten Glückwünsche im Netz, die nun offenbar zensiert wurden. Liegt es an ihrer Regimekritik?

Es war nicht weniger als ein Stück Oscar-Geschichte: Die in Peking geborene Regisseurin Chloé Zhao erhielt für ihren Film "Nomadland" den Goldjungen in der Kategorie Beste Regie, als zweite Frau und erste nicht Weiße überhaupt. Doch offenbar hat ihr Geburtsland China Einträge zum bahnbrechenden Erfolg der 39-Jährigen aus dem Onlinedienst Weibo getilgt. In den staatlichen Medien wurde Zhaos Oscargewinn wohl komplett verschwiegen.

Hierzu gibt es eine Vorgeschichte: Als Zhao im März bei den Golden Globes Preisträgerin war, berichteten chinesische Medien darüber mit Stolz. Zwischenzeitlich tauchten im Internet jedoch alte Interviews von ihr auf, in dem sie das Regime ihres Heimatlandes kritisierte. Daraufhin wurde der geplante Kinostart von "Nomadland" in zahlreichen chinesischen Kinos kurzerhand abgesagt.

Möglicherweise spielte die Regisseurin auf diese Vorgänge an, als sie bei der Oscarverleihung eine Rede hielt: "Ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, wie ich weitermache, wenn es kompliziert wird." Zusätzlich zitierte sie eine Zeile aus einem chinesischen Gedicht: "Menschen sind bei Geburt grundsätzlich gut." Am Montagmorgen war Weibo – Chinas größter Mikorblogging-Dienst – noch voll von Beiträgen, in denen Nutzer Chloé Zhao und ihren Erfolg feierten. Im Reich der Mitte wurde die Oscarverleihung 2021 nicht übertragen, allerdings verbreiteten sich Clips von ihrer Rede samt Glückwünschen auf Social Media – bis zur Zensur.

Zhaos Roadmovie "Nomadland" gehörte bei den diesjährigen Oscars in Los Angeles zu den größten Gewinnern. Neben dem Regie-Oscar wurde das Drama auch als bester Film prämiert. Obendrein erhielt Frances McDormand den Oscar als beste Hauptdarstellerin. "Nomadland" zeigt das Schicksal von Arbeitsnomaden in den Vereinigten Staaten.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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