Komödie "Wenn Frauen ausziehen"

"Koa Kocha, koa Putz, koan Sex!"

von Hans Czerny

In einem Kaff namens Gendering werden die Geschlechter aufeinander losgelassen: Die Frauen willigen in den Verkauf des Ortes zugunsten einer Wellness-Oase ein, um sich ihre ureigenen Wünsche zu erfüllen. Die Männer, nicht faul, treten zum sofortigen Gegenangriff an.

ZDF
Wenn Frauen ausziehen
Heimatkomödie • 30.05.2019 • 20:15 Uhr

Männer trinken Weißbier, Frauen Kir oder Schnaps. Es wird überhaupt viel getrunken in dieser Oberbayern-Komödie, die mal so richtig Dampf ablassen will. Der renommierte Autor Christian Jeltsch wandelt auf den Spuren des großen Aischylos und dessen Antikriegssatire "Lystistrata", in der die Frauen mit Sexentzug gegen den Krieg der Männer kämpfen. Bei Jeltsch geht es allerdings weitaus trivialer zu. Das schöne Dorf Gendering – nomen est omen – soll in toto an einen Touristik-Investor verkauft werden. Dazu muss die fiese Immobilienfrau, zugleich Schlossherrin am Ort, nur noch die männlichen Bewohner überzeugen. Die Frauen hat sie mit den von ihrer Firma gebotenen 18 Millionen schon auf ihrer Seite – und den Herrn Landrat und die Denkmalschützer auch.

Die Männer geben sich störrisch, die Ladys träumen davon, in Indien auf dem Pfad der Erleuchtung zu wandeln, große Konzerte in der Olyhalle zu geben, oder auch einfach nur "sich scheiden zu lassen und zu runderneuern". Wie ihre Vorgängerinnen vor zweieinhalbtausend Jahren verfallen sie darauf, sich von Tisch und Bett zu entziehen. "Koa Kocha, koa Putz, koan Sex!", wie das auf gut Bairisch heißt – bis zur geleisteten Männerunterschrift in sechs Wochen.

Was folgt, ist dann ganz so wie beim Herrn Aischylos: Manch einer und eine durchbricht den bei Weißbier oder Schnaps geleisteten Schwur. Dazwischen gibt's dann – von der Frau, versteht sich – auch mal eins auf die Nas'n – wie's halt so zugeht in Oberbayern. Der Autor weiß es, er wohnt ganz in der Nähe des Drehorts, in dem die Einwohner immerhin die Höfe und gar den Gasthof an die Leute vom Film untervermietet haben. Ob sie wussten, was sie da taten, sei allerdings dahingestellt. Herausgekommen ist nämlich eine Klamotte, der man allenfalls zutrauen kann, dass sie an künftigen Faschingstagen "Mainz, wie es singt und lacht" oder Veitshöchheim ersetzen möge.

Wollten sich die Macher womöglich über die grassierenden Bayern-Komödien lustig machen? Eine szenische Kritik am inflationären heimatlichen Schenkelklopfen? Aber dazu ist es dann wieder allzu disparat, denn es blinzelt ja auch der Herrgott vom Wegeskreuz wie bei Rosenmüllers "Wer früher stirbt, ist länger tot". Und der Altwirt Alfons, den Friedrich von Thun mit wahrer Treue zur Heimat gibt, hat die eigene Frau durch Blitzschlag verloren und klettert nun – erstaunlicherweise mit einem blitzableitenden Hut! – in den Bäumen herum. Auf dass ihn der Herrgott zu seiner Frau in den Himmel hole.

"Das da ist unser Leben!", zetert der Alfons und will so die von Anna Maria Mühe recht sympathisch gespielte abtrünnige Tochter bekehren. – Nein, das ist es nicht! denkt sich der Zuschauer und sieht einer Ansammlung auseinanderfliegender Einfälle entgegen: Wie die Paula, weil sie ihren Liebsten (Max von Thun) vor der Immobilienhexe (Anne Schäfer) retten will, vor lauter Aufregung in den Dorfweiher hineinfährt, oder wie die arme Diana (Marlene Morreis) erst so gar nicht loskommt von ihrem Ekel-Gespons (Felix Vörtler) und dann bei ihrem Ersatzauftritt im Tölrer "Larifari"-Club – statt Olympiahalle – ein blaues Wunder erlebt.

Vielleicht hätte es eine richtig schräge Bayern-Klamotte werden sollen. Doch in diesem Falle wurde der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Und vielleicht hätte dabei der Regisseur Matthias Tiefenbacher noch viel mehr Komödienstadl riskieren sollen. So aber ist diese Chaos-Komödie auf halbem Wege irgendwo im Gestrüpp aus Zoten und Kalauern stecken geblieben.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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