Sonntag am "Tatort"

Sehnsucht nach einer Schulter

31.05.2016, 06.00 Uhr
Ein Tatort namens "Wir – Ihr – Sie": Die Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) suchen nach einem Jeep und einem Mörder.
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Ein Tatort namens "Wir – Ihr – Sie": Die Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) suchen nach einem Jeep und einem Mörder.  Fotoquelle: rbb/Frédéric Batier

Ein Tatort mit dem Titel "Wir – Ihr – Sie". In der Hauptrolle: Berlin, Stadt ohne Gnade.

"Wir – Ihr – Sie", das heißt: dreimal fürchten! Der neue Tatort aus Berlin ist kein Kuschelkrimi. Um ein geläufig gewordenes Berliner Wort zu gebrauchen: Das ist auch gut so. Eine Portion Gnadenlosigkeit gehört zum Charakter dieser Stadt.

Furcht eins: Alles, alles wird gefilmt, mindestens beobachtet. Nirgendwo herrscht Sicherheit vor versteckter Kamera. An der Nummer von Kommissar Robert Karow (Mark Waschke) mit einem Strichjungen weiden sich bald feixend die Kollegen.

Umgekehrt kann Karow davon ausgehen, dass man ihn beobachtet, wenn er seiner Ex (Ursina Lardi) ein demonstratives Küsschen aufdrückt. Schon staunen die lieben Kollegen: Ach, guck an, der Kerl ist bi!

Rotzgören beherrschen diesen Tatort

Furcht zwei: Kinder und ihre überforderten Eltern. Drei Rotzgören beherrschen diesen Tatort, jede auf ihre Art im Zustand äußerster Genervtheit, wenn die (meist alleinerziehenden) Elternteile das Gespräch suchen.

Sie wollen alles, aber sie wollen vor allem in Ruhe gelassen werden. Und wehe, jemand erlaubt sich die Dreistigkeit, sie beim Feiern (das auf ein Shopping hinausläuft) zu stören!

Cosima Henman (als Louisa), Valeria Eisenbart (als Charlotte) und die raffiniert-widerspenstige Paula (Emma Drogunova) geben Kostproben jugendlicher Befindlichkeiten im Alter von 15, 16.

Berlin, ein düsterer Schlund

Furcht drei: die Stadt. Berlin kann ein grauer, düsterer Schlund sein, der diejenigen, denen es dreckig geht, erbarmungslos aufsaugt.

Der junge Ben (Béla Gabor Lenz), dem auf brutale Weise die Mutter ermordet wurde, findet nirgends eine Schulter. Mit dem Tod der Mutter erlischt bald auch der Vater als moralische Instanz. Fast hätte ihn Kommissarin Nina Rubin (Meret Becker) einmal in den Arm genommen, aber sie führt ihn dann doch nur aus dem Raum, wo er stört.

Rubin ist selbst, wie auch ihr Kollege Karow, eine extrem schutz- und liebesbedürftige Person. Sie kämpft um ihre Söhne und ihren Mann. Karow bietet ihr die Hand zum Du. Aber Arbeit und Stadt verschlucken ihrer beider Wünsche.

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