ZDF-Krimi

"Stralsund – Schattenlinien": Im Osten nichts Neues

von Rupert Sommer

Wie schon der Fall "Stralsund – Waffenbrüder" aus dem November verfolgt der neue ZDF-Samstagabendkrimi der Reihe Spuren, die in die DDR-Vergangenheit zurückreichen.

ZDF
Stralsund – Schattenlinien
Kriminalfilm • 26.01.2019 • 20:15 Uhr

Schon wieder eine Explosion vor den mittelalterlichen Kirchentürmen von Stralsund: Diesmal zerreißen ein lauter Knall und ein Feuerball die Idylle auf dem Strelasund – mit Panoramablick auf die Altstadt an der Ostssee. Auf einer privaten Yacht wollten Jan Böhring, Sohn einer schwerreichen Hoteliersfamilie, und seine Ehefrau Britta eine romantische Nacht verbringen. Doch plötzlich sichtet die junge Blondine von Deck aus merkwürdige Blubberblasen unter Wasser, dann ein geheimnisvolles Lichtsignal – und wenig später treibt sie schwer verletzt im kalten Wasser. Ihr Ehemann Jan ist tot. Es ist ein rasanter Auftakt für den neuen ZDF-Samstagabendkrimi "Stralsund – Schattenlinien" (2019). Das hohe Tempo kann der Film aber nicht halten.

Nachdem die Leiche und die Verletzte geborgen sind, beginnt für Ermittlerin Nina Petersen (Katharina Wackernagel) und ihren altgedienten, altersweisen Kollegen Karl Hidde (Alexander Held) die übliche Spurensuche- und Zeugenbefragungsroutine. Irritierend ist allerdings der unangenehme Pflichttermin bei den Eltern des Toten: Mehr oder weniger entsetzt fällt der Kommissarin auf, dass Jans Mutter, die Unternehmerin Annegret Böhring (Angela Roy, bekannt aus der ARD-Endlosserie "Rote Rosen") die Schreckensnachricht sehr beherrscht und kalt aufnimmt – fast so, als hätte sie mit der Hiobsbotschaft, die ihr die Polizei überbringen musste, gerechnet.

Und das, obwohl der brutale Unfall wie ein gezielter Anschlag wirkt, ausgelöst durch einen ferngezündeten Sprengsatz. Umso merkwürdiger, dass die Ermittler rasch herausfinden, dass eigentlich ganz andere Ausflugsseeleute auf dem Boot erwartet worden waren – unter anderem Annegret Böhring selbst. Schnell konzentriert sich die Polizeiarbeit auf die Aufarbeitung ihres Hintergrunds. Böhring, die zu DDR-Zeiten als Ärztin in einem mittlerweile aufgegebenen, in einem abgelegenen Waldstück verfallenden Kinderheim als Ärztin gearbeitet hat, muss offenbar viele Gegner haben. Weil sie wissen wusste, was hinter den Mauern der Anstalt wirklich vor sich ging.

Knüppel zwischen die Beine bekommt Nina Petersen auch im neuen Fall mal wieder von ihrer Revierleiterin Caroline Seibert (Therese Hämer), die den Ruf der in Stralsund angesehenen, wohltätigen Hotel-Betreiberin schützen möchte. Und dann verstrickt sich die gerne so verschlossen wirkende Kommissarin auch noch in ein Techtelmechtel: Petersen geht mit ihrem Kollegen, dem forschen Sprengstoffexperten Thomas Jung (Johannes Zirner), der ihr zuvor noch so unheimlich war, nicht nur zum Boxtraining, sondern auch ins Bett.

Das Gesamtergebnis des mittlerweile 14. Films der "Stralsund"-Reihe, der vom Regie-Routinier Markus Imboden in Szene gesetzt wurde, trübt mal wieder der farblose Eindruck – als ob das heimische Fernsehgerät unerklärlicherweise auf Schwarz-Weiß-Betrieb umgeschaltet oder als ob sich beim Drehen ein Grauschleier auf die Bilder gelegt hätte. Motivisch greift der neue Fall durch einige Parallelen (Stasi-Vorgeschichte, Explosionen, Sprengstoffmann Jung, die noch immer laufenden disziplinarischen Ermittlungen gegen Petersen) auf die jüngst ausgestrahlte "Waffenbrüder"-Ermittlung aus dem November zurück. Das kann man gut finden, muss man aber nicht.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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