Bei Markus Lanz

Haseloff attackiert ARD und ZDF: Corona-Aufklärung statt Quizshows

Als Gast bei Markus Lanz redete sich Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff in Rage. Er kritisierte ARD und ZDF für die Programmplanung und forderte mehr Corona-Aufklärung zur Primetime.

Nach vier Monaten Lockdown in Deutschland ist die Sehnsucht nach einer langsamen Rückkehr zur Normalität groß. Wie es mit den Schulöffnungen weitergeht und wie die Strategie beim Einsatz der Corona-Schnelltests sein wird, diskutieren Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten bei ihrem nächsten Zusammentreffen am 3. März. Auch über die Corona-Impfung wird zu sprechen sein, etwa über massenhaft liegen gebliebene Astra-Zeneca-Impfdosen. Ein Thema mit Konfliktpotenzial, wie der Auftritt von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff bei "Markus Lanz" verdeutlichte.

"Wir haben Impfstoff noch und nöcher. AstraZeneca ist in Großbritannien ein Renner. Warum ist das bei uns so diskreditiert worden?", warf der Politiker in den Raum und legte nach: "Das war garantiert kein Politiker." In der Pflicht sieht der CDU-Mann hingegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. "Sorgen Sie dafür, dass jeden Tag 30 Minuten Aufklärung bei den Öffentlich-Rechtlichen läuft, damit die irrationalen Ängste weg sind", forderte Haseloff in Richtung von Markus Lanz.

Der Gastgeber entgegnete zwar verdutzt, das würde die ganze Woche über passieren, auch in seiner Sendung, doch Haseloff war nicht zu bremsen. "Sie machen das aber zu spät, wer schaut denn so spät? Lassen Sie sich um 20.15 Uhr gut platzieren!", appellierte der Politiker. Dann würden solche Diskussionen mehr Wirkung entfalten, wie Haseloff meinte: "Der erste Auftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ist ein Bildungsauftrag. Deswegen gehört diese Sendung auch nach vorne und ein Quiz gehört nach hinten, für diejenigen, die nicht einschlafen können."

Lanz wehrt sich gegen Vorwürfe

Lanz wollte diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen und verwies auf die guten Quoten seiner Sendung und anderer Nachrichtenformate. Das "heute-journal" erreiche etwa über sechs Millionen Zuschauer und über zweieinhalb Millionen seien es bei "Markus Lanz". Zufrieden stellte er seinen Gast damit aber nicht – ganz im Gegenteil. "Wir müssen aber 60 Millionen impfen für eine Herdenimmunität. Das ist Ihre Marschrichtung für die Öffentlich-Rechtlichen", polterte Haseloff.

Es war der Höhepunkt eines hitzigen Schlagabtausches, der schon zu Beginn des Gespräches an Fahrt aufgenommen hatte. Haseloff stellte im Vergleich mit den Zuständen in Großbritannien heraus: "Wir haben ein gutes Gesundheitssystem, wir hatten längst nicht diese Spitzenwerte. Wir sind besser durch die einzelnen Wellen bisher." Man müsse sich in Deutschland "nicht unter Wert verkaufen". Lanz' Hinweise auf die hohe Zahl an Corona-Todesopfern, die geringe Impfquote und hohe Inzidenzen entgegnete Haseloff nur, in Deutschland sei man "sehr verantwortlich" gewesen.

Im Hinblick auf die nahende Ministerpräsidentenrunde am 3. März betonte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident: "Wir wissen, dass den Leuten die Puste ausgeht." Er kündigte "Öffnungsschritte mit Augenmaß" an und versprach "ein klares Szenario, damit die Menschen erkennen, dass wir wieder ein Stück Normalität in den nächsten Monaten zurückgewinnen."

Markus Lanz blieb jedoch kritisch, insbesondere in puncto Schulöffnungen, wo er auf die Teststrategie Österreichs hinwies. Im Nachbarland werden Schüler zweimal pro Woche mit Schnelltests getestet. "Dieses Hü und Hott will ich in Deutschland nicht haben", hielt Haseloff entgegen. Stattdessen betonte er: "Wir haben ein Jahr Erfahrung, wir haben Hygienekonzepte. Es ist doch nicht so, dass wir beim Punkt Null anfangen."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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