Downton Abbey

Liebe in Zeiten des Krieges

21.12.2012, 14.00 Uhr
von Detlef Hartlap
Sie alle sind: "Downton Abbey"
Sie alle sind: "Downton Abbey"  Fotoquelle: ZDF/NBC Universal

Die Kamera fährt treppauf, treppab in Downton Abbey, dem Schloss von Lord und Lady Grantham. Es ist Morgen. Die Kamera verfolgt Daisy, die auf der Hühnerleiter der Dienstmädchen ganz unten steht, beim Anzünden der vielen Kamine des Hauses. "Du musst das Feuer nicht neu erfinden", wird sie ermahnt.

Der Kammerdiener Thomas, von dem wir noch nicht wissen, dass er zu den Fieslingen des Dramas zählt, staucht einen Kollegen zusammen, er möge sich mit dem Bettenmachen beeilen. Die Zeitungen kommen spät an diesem Tag. Bevor Seine Lordschaft sie zur Hand nimmt, müssen sie gebügelt werden, der Druckerschwärze wegen. Heute erwarten Grantham schlechte Nachrichten.

Es ist der 16. April 1912. Im Nordatlantik ist die "Titanic" gesunken und mit ihr geraten auch die Verhältnisse auf Downton Abbey ins Wanken. Zwei potenzielle Erben, einer von ihnen mit Lady Mary, der ältesten Tochter von Lord Grantham, so gut wie verlobt, stehen auf der in der "Times" abgedruckten Totenliste.
Lord Grantham hat drei Töchter und keinen männlichen Erben. Werden Schloss und Ländereien eines Tages an entfernte und fast schon bürgerlich zu nennende Verwandte fallen?
 
Die Kamera zieht weiter und bleibt an den markanten Zügen von Mr. Carson hängen, dem Butler. Er verkörpert die alten Zeiten, wo ein jeder die Rolle auszufüllen hatte, die sein Stand ihm zuwies. Nie würde Carson zulassen, dass Frauen beim Dinner aufwarten, das ist Sache der Lakaien.
Downton Abbey, gesteht Carson einer Kollegin, ist "meine Familie, mein Zuhause". Sie blickt ihn belustigt an, wird aber bald feststellen, dass es auch für sie kein Entrinnen gibt. Downton Abbey ist Schicksal.
Diese englische Serie, deren erste sieben Folgen jetzt bei ZDFneo und fast gleichzeitig auch im ZDF gezeigt werden, hat es in sich. Sie ist großes Fernsehen, Liebe und Hass zum Mitfiebern und mit einem Tröpfchen Soap. Absolut kein Kostümschinken, wie viele Blätter schreiben werden, eher eine Porträt-Galerie von Menschen auf der Todesklippe eines Zeitalters mit Dialogen so scharf wie Rasierklingen.
Die Kamera fängt das runde, bleiche Gesicht von Bates ein. Im Burenkrieg hat er Lord Grantham das Leben gerettet, jetzt soll er sein Kammerdiener werden. Bates, ein wandelndes Geheimnis, verkörpert Ergebenheit und Dis kretion bis zur Hündischkeit. Er und Lord Grantham, das ist eine besondere Lovestory.
Eine andere verbindet den Lord mit seiner Frau Cora, einer Amerikanerin, die er eigentlich ihres Vermögens halber geheiratet hatte; aus dem Kalkül ist Liebe geworden.
Tochter Mary plagt sich mit diversen Heiratsabenteurern sowie mit Matthew, dem zufälligen Erben von Downton Abbey.
Sie demütigt ihn. Aus Verachtung? Oder weil vielleicht doch widerwillige Zuneigung glimmt? Am Ende bricht der Krieg aus. Und Matthew muss ins Feld.

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