ARTE-Doku

"Internet.Macht.Zukunft": Wie das World Wide Web unser Leben umkrempelt

von Rupert Sommer

Die neue ARTE-Dokumentation blickt auf die rasanten Entwicklungen, die Internet-Innovationsschübe wie die Blockchain-Technologie oder die fortschreitenden Vernetzung von Maschinen und Prozessen mit sich bringen.

ARTE
Internet.Macht.Zukunft
Dokumentation • 29.08.2020 • 21:45 Uhr

Gerade mal drei Jahrzehnte ist das weltumspannende Datennetz, das nur noch IT-Nostalgiker "World Wide Web" nennen, erst alt. Und man muss weder Technikexperte noch Philosoph sein, um wie die sehenswerte neue ARTE-Dokumenation mit dem etwas zu pathetischen Titel "Internet.Macht.Zukunft" festzustellen, dass die Digitalisierung alle gesellschaftlichen Lebensbereiche berührt – und radikal umkrempelt.

Hauptverdienst des etwas sprunghaft aufgebauten 60-Minuten-Beitrags der Filmemacher Hannah Leonie Prinzler und Andreas Sawall ist es, einige wichtige sogenannte "Buzz"-Begriffe wie Blockchain, Big Data und autonome Mobilität noch einmal anschaulich zu erklären und Anwendungsgebiete aufzuzeigen sowie diese auch gleich wieder kritisch zu hinterfragen.

Was die Ausdehnung des Internet-Gedankens weit über die reine Nutzung auf Computern und Smartphones hinaus auszeichnet, ist die Tatsache, dass immer mehr vernetzte Geräte zumindest theoretisch für ein neues Maß an Transparenz sorgen. So können aufmerksame Konsumenten etwa Lieferketten und Produktionsbedingungen besser nachvollziehen. Sogar am Gemüseregal im Supermarkt lassen sich QR-Codes scannen und Herstellerinformationen abrufen. "Theoretisch könnte jede Tomate eine Internetadresse haben", sagt der französische Netz-Experte Emmanuel Delerm in der Doku. Es macht den Charme des Beitrags aus, dass solche Aussagen ernst genommen und nicht belächelt werden.

Konkreter wird es, als das Kamerateam etwa das sogenannte "Autonomous Driving Lab" in Unterschleißheim bei München besucht. Oder aber den Unternehmer Alexander Zosel, der in Bruchsal Großdrohnen als künftige Lufttaxis herstellen lässt. Unerlässliche Grundlage für diese Anwendungen und Geschäftsmodelle ist ein lückenloser Datenfluss, den nur besonders schnelle, flächendeckende Internet-Verbindungen zulassen. Wer beim Reisen in Deutschland Netz-Probleme erlebt hat, weiß nur zu gut, wie schlecht es um diese Ressource im Land bestellt ist.

Fast ein wenig aufgesetzt wirkt in der Dokumentation, die sich möglicherweise zu viel vorgenommen hat und sich mit ihrem aufklärerisch-generalistischen Ansatz ein wenig verzettelt, ist schließlich der Themenblock, der sich mit den Bedrohlichkeiten moderner IT-Technik befasst. Natürlich stimmt es, was die promovierte Politikwissenschaftlerin Lena Ulbricht vom Weizenbaum-Institut, sagt: "Das Internet dehnt sich in immer mehr gesellschaftliche Bereiche aus."

Prinzipiell muss diese Beobachtung aber noch keine Ängste auslösen. Allerdings steigt mit der rasant ansteigenden Menge an Daten, die mittlerweile eben nicht mehr nur von Computer-Nutzern oder Handy-Telefonierern generiert werden, die Möglichkeiten des Datenmissbrauchs. Und natürlich müssen mündige Bürger Wege finden können, zumindest schrittweise zu einer Hoheit über ihre eigenen Daten-Muster zurückzufinden. Wie das genau gehen kann? – Für diese komplexe Frage bleibt dann im schnellen Rundumblick dieser Doku doch zu wenig Raum und Zeit.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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