Erste Staffel bei VOX

Inbar Lavi: Warum "Imposters" gegen Liebeskummer hilft

von Vanessa Schwake

"Ich mochte mich nicht! Also spielte ich, jemand anderes zu sein! Und mein Vater musste das ganze Theater filmen." – So beschreibt Inbar Lavi ihre ersten Schritte in Richtung Schauspielerei. Zwischen diesem kindlichen Ausprobieren und der Hauptrolle in der US-Serie "Imposters" liegen über 20 Jahre, jede Menge Tanz- und Theaterunterricht und der Umzug aus ihrer Heimat Israel in die USA im Jahr 2005.

Erst schlug sie sich in New York als Kellnerin durch, bevor sich der "American Dream" für die heute 31-Jährige erfüllte: Sie wurde am renommierten "Lee Strasberg Theater and Film Institute" angenommen. Danach folgten Rollen auf der Theaterbühne, zum Beispiel im Stück "King Lear", sowie kleinere TV-Auftritte in Serien wie "The Closer" und CSI: Miami". Einem größerem Publikum bekannt wurde Inbar Lavi durch die MTV-Show "Underemployed" und Serienauftritte in "Sons of Anarchy" und "Prison Break".

Nun brilliert die schöne Schauspielerin als Heiratsschwindlerin in "Imposters". In den USA läuft bereits die zweite Season rund um die Betrogenen, die Jagd auf ihre ehemals große Liebe "Maddie" machen. Hierzulande startet am 25. April 2018 die erste Staffel bei VOX – immer mittwochs, 20.15 Uhr, in Doppelfolgen.

prisma: Maddie manipuliert ihre "Opfer", diese verlieben sich und heiraten sie innerhalb kürzester Zeit. Ist es echt so einfach, jemanden in sich verliebt zu machen?

Inbar Lavi: (lacht) Nein! Maddie ist einfach nur verdammt gut darin! Es ist ihr Job, Menschen um den Verstand zu bringen und sich Hals über Kopf in sie zu verlieben. Sie hat es drauf. Aber es ist natürlich schwerer, als es aussieht!

prisma: In Zeiten von schneller Liebe, die man mithilfe von Apps wie Tinder findet, wünschen sich die meisten Menschen doch einfach nur wahre Liebe. Ist das Maddies Ansatz, um ihre "Zielpersonen" für sich zu gewinnen?

Lavi: Auf jeden Fall! Sie gibt und sagt ihnen, was sie brauchen und hören wollen. Sie erfüllt deren Wunschvorstellung von der Liebe. Das ist der ganze Trick, denn wir glauben doch immer das, was wir glauben wollen.

prisma: Zu Maddies Opfern gehört auch eine Frau. Ist es schwieriger, eine Frau zu verführen, als einen Mann?

Lavi: Nein, am Ende wollen wir doch alle nur geliebt werden.

prisma: Hat "Imposters" Ihre persönliche Vorstellung von der Liebe verändert? Sind Sie zum Beispiel skeptischer als vorher?

Lavi: Ich erhielt das Angebot, "Imposters" zu drehen, in dem Moment, als mir gerade kurz zuvor ein Mann mein Herz gebrochen hatte. Ich hätte niemals erwartet, dass mich dieser Mann jemals verletzten würde. "Imposters" kam also im richtigen Moment: Als ich selbst gerade mein Bild von der Liebe überarbeiten und lernen musste, dass sie auch mit Lügen und Enttäuschungen verbunden ist.

prisma: Aber Sie glauben noch an die Liebe?

Lavi: Ja! Liebe ist echt. Und Menschen verlieben sich wahrhaftig ineinander. Aber manche Menschen nutzen ihre Partner auch nur aus. Deshalb sollte man vorsichtig sein und den Menschen an seiner Seite ohne rosarote Brille betrachten.

prisma: Es gibt ein spirituelles Sprichwort: "Alles was schlecht läuft, läuft aus sehr guten Gründen schlecht." Bei Ihnen half die schlechte Erfahrung in der Liebe mit Sicherheit auch, um die Rolle gut zu spielen, oder?

Lavi: Oh ja, dieses Sprichwort trifft den Nagel auf den Kopf: Ich konnte meine persönliche Erfahrung perfekt für meine Rolle in "Imposters" nutzen. Und nicht nur mir, sondern jedem wurde schon mal das Herz gebrochen.

prisma: Also können die Zuschauer sich mit Maddies Opfern identifizieren?

Lavi: Genau! Denn jeder wurde schon mal enttäuscht. Die Serie hilft super gegen Liebeskummer, denn man fühlt sich verstanden und unter Gleichgesinnten. Die Botschaft ist: Du bist nicht allein!

prisma: "Du bist nicht allein" war kürzlich auch Ihre Botschaft auf Instagram im Zuge von #meetoo und #timesup. Mussten Sie in Hollywood ebenfalls die Erfahrung machen, dass jemand eine Grenze überschritten hat?

Lavi: Sexuelle Belästigung findet überall statt, nicht nur im Filmbusiness. Es ist wichtig, dass wir in Hollywood mit #meetoo dem Thema endlich eine große Bühne geben und die Aufmerksamkeit darauf richten. Es ist großartig, dass Frauen dadurch die Möglichkeit haben, ihre Erfahrungen zu teilen und sich nicht mehr alleine damit fühlen müssen. Das ist ein Fortschritt. Aber solange noch immer Mädchen und Frauen belästigt oder missbraucht werden, sind wir noch nicht am Ziel.

prisma: Ein weiteres Anliegen von Ihnen, das Sie öffentlich teilen, sind schärfere Waffengesetze in den USA und das Vorgehen gegen Terrorismus. Sie selbst haben eine Freundin bei einem terroristischen Akt in Israel verloren.

Lavi: Ja. Als ich 15 war sprengte sich ein Mann in einer Disko in die Luft und tötete dabei viele Menschen – darunter auch eine enge Freundin von mir. Nicht nur aufgrund dieser traurigen Erfahrung wünsche ich mir mehr öffentliche Sicherheit – vor allem für Kinder und Jugendliche. Es ist ein Unding, dass wir unsere Kinder nicht besser beschützen können.

prisma: Sie sind in Israel geboren und aufgewachsen, leben aber seit über zwölf Jahren in den USA. Schlägt Ihr Herz weiterhin 100 Prozent für Israel oder sind Sie mittlerweile "amerikanisiert"?

Lavi: Ich liebe Amerika, aber in mir fließt israelisches Blut. In Israel habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht und meine Familie ist dort. Israel wird immer meine Heimat bleiben, denn dort sind mein Herz und meine Wurzeln, die mich erden und ausmachen.

prisma: Sie kamen als junge Frau alleine in die USA, um Schauspielerin zu werden. Woher kamen die Kraft und das Urvertrauen, diesen Schritt zu wagen?

Lavi: Mein Vater hat immer an mich geglaubt und mir Kraft gegeben. Dafür bin ich unendlich dankbar. Ohne ihn hätte ich schon längst aufgegeben! Er sagte immer: "Schatz, vielleicht siehst du nicht, wofür du bestimmt bist. Aber ich sehe, wer du bist, und dass etwas Wunderbares auf dich wartet. Also vertrau mir und alles wird gut werden." Und er hatte Recht!

prisma: Viele Eltern würden eine Schauspielkarriere ihres Kindes wohl eher nicht unterstützen. Sind Ihre Eltern auch Künstler, oder woher kommt es, dass sie so hinter Ihnen stehen?

Lavi: Meine Mutter ist Buchhalterin. (lacht) Daher kommt meine künstlerische Ader also nicht. Als ich ihr mitteilte, dass ich Schauspielerin werden möchte, sagte sie, ich hätte meinen Verstand verloren. Und sie denkt immer noch, dass meine Berufswahl verrückt ist.

prisma: Eine stabile Festanstellung wäre ihr also lieber?

Lavi: Ja, absolut! Sie wünscht sich mehr Sicherheit und Stabilität für mich. Aber mein Vater ist ein Träumer – genau wie ich. Er ist Schriftsteller und liebt Kunst und Kultur. Ich glaube, er hätte auch das Zeug zum Filmemacher: Denn als ich klein war, hat er immer aufwendige Videos von mir gedreht. Er war mein Publikum und mein größter Fan.

prisma: Haben Sie durch ihn Selbstvertrauen als Schauspielerin gewonnen?

Lavi: Ja, er gab mir schon damals einen sicheren Raum, um mich künstlerisch auszuprobieren. Er gab mir Bestätigung und ließ mich frei und wild sein. Dadurch konnte ich meine Leidenschaft für Tanz und Schauspiel entwickeln und war irgendwann stark und selbstbewusst genug, um für mich selbst zu sprechen und meine Ziele zu kämpfen.

prisma: Sind Sie genauso selbstbewusst wie Maddie?

Lavi: Ich wuchs auf mit sehr wenig Selbstbewusstsein und mochte mich nicht besonders. Umso glücklicher war ich, vorzugeben, jemand anderes zu sein. In anderen Rollen zu schlüpfen, das wurde am Ende sogar mein Beruf. Heute bin ich ganz ich selbst und glücklich, so wie ich bin.

prisma: Auf Ihrem Instagram-Account gibt es Videos, die zeigen, wie Sie Gitarre spielen und mit Ihrer wunderschönen Stimme singen. Steht eine Singer-Songwriter-Karriere in den Startlöchern?

Lavi: Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich kann kaum einen Ton halten. Deshalb reicht es nicht für ein Konzert. Aber ich mag es, wenn es draußen regnet, ich mir eine Tasse Tee mache und mit meinem Hund knuddele, ein bisschen herumzuklimpern und zu singen. Das entspannt mich.

prisma: In den USA läuft bereits die zweite Staffel von "Imposters". Warum sollten deutsche Zuschauer die Serie ansehen?

Lavi: Sie sollten von der Serie mitnehmen, dass sie so wie sie sind, perfekt sind. Sie müssen sich für niemanden verbiegen.

prisma: Neben "Imposters" haben Sie auch eine Rolle im Revival der Kultserie "Prison Break" ergattert und erreichten somit auf einen Schlag ein Riesenpublikum.

Lavi: Ja. Es war großartig, Teil dieser Kultsendung zu sein, die so wunderbare, treue Fans hat! Ich spiele eine Jemenitin namens Sheeba. Wir drehten in Marokko, was etwas ganz Besonderes für mich war, denn meine Mutter stammt aus Marokko. Ich lernte so viel über sie, meine Einflüsse und Herkunft, sodass die Dreharbeiten auch zu einer Reise zu mir selbst wurden.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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