"37°"-Reportage im ZDF

"Im Traum kann ich wieder laufen": Wie ein 17-Jähriger gegen seine Lähmung kämpft

von Elisa Eberle

Nach einem Unfall im Sportunterricht ist Nikolas vom Hals abwärts an gelähmt. Doch es besteht Hoffnung. Schritt für Schritt kämpft sich der Teenager zurück in sein altes Leben. Eine ZDF-Reportage begleitet ihn dabei.

ZDF
37° – Im Traum kann ich wieder laufen
Reportage • 26.05.2020 • 22:20 Uhr

Die Vorstellung ist ein purer Albtraum: von einer Sekunde auf die andere jegliche Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren, weder Arme noch Beine bewegen zu können. Für Nikolas aus dem rheinhessischen Oppenheim wurde dieser Albtraum zur bitteren Realität. Er ist 17 Jahre alt, als es im Sportunterricht zu einem Unfall am Reck kommt. Nikolas erinnert sich noch genau daran: "Ich war im Stütz und wollte einen Rückwärtssalto-Abgang machen. Hab zu früh losgelassen, nehme ich jetzt an. Dann war erst mal alles weg."

Bewegungsunfähig liegt der Jugendliche auf der Matte, muss seinen Mitschülern verbal erklären, wo sich sein Handy befindet, damit sie seine Eltern verständigen können. Nikolas wird in die Mainzer Uniklinik gebracht und dort sofort operiert. Dann erhält er die niederschmetternde Diagnose: Sein fünfter und sechster Halswirbel sind gebrochen. Vom Hals abwärts ist Nikolas gelähmt. Doch er will nicht aufgeben: "Ich möchte hier aus der Klinik herauslaufen und ein möglichst normales Leben führen können!" Die Filmemacherin Carina Schulz begleitet ihn mit der "37°"-Reportage "Im Traum kann ich wieder laufen" auf diesem Weg.

Ein Jahr lang dokumentiert sie mit der Kamera den neuen Alltag des ehemaligen Leistungssportlers zwischen Ergotherapie, Klinik und Hoffen. Denn Nikolas hat die Aussicht auf eine teilweise Genesung: Bei einer Untersuchung stellen die Ärzte fest, dass es sich um eine inkomplette Lähmung handelt. Das heißt, die Nervenbahnen im Rückenmark sind nicht vollständig durchtrennt. Mit viel Geduld und regelmäßigem Training kann er es schaffen, seine noch intakte Nervenverbindungen zu stimulieren. Tatsächlich erlangt der Jugendliche Stück für Stück die Kontrolle über seine Hände zurück, lernt greifen, aufrechtes Sitzen und sogar, seinen Rollstuhl selbst zu bewegen. Mithilfe eines Laufroboters kann er irgendwann auch seine Beine endlich wieder bewegen. Doch wird er es am Ende wirklich schaffen, selbstständig laufen zu können?

Die Diagnose hat nicht nur Nikolas' Leben, sondern das seiner ganzen Familie auf den Kopf gestellt. Als der Minderjährige in eine Spezialklinik verlegt wird, die anderthalb Autostunden vom Wohnort entfernt ist, müssen die Eltern improvisieren: Seine Mutter Nadja lässt sich von ihrem Arbeitgeber freistellen und zieht in ein Klinikapartment in die Nähe ihres Sohnes. Vater Karsten bleibt zu Hause und kümmert sich um den Haushalt und den jüngeren Bruder.

"Das Leben als Paar ist zurzeit auf Eis gelegt. Wir sehen uns in der kurzen Zeit, wo wir hier die Übergabe machen. Da werden natürlich die wichtigsten Dinge ausgetauscht. Der Rest funktioniert am Telefon oder per WhatsApp", erklärt er in der Sendung. Doch trotz all dieser Schwierigkeiten, schaffen es Freunde und Familie, Nikolas die ein oder andere schöne Stunde zu bereiten: Zum Beispiel an seinem 18. Geburtstag, an dem sie ihn mit einer Party in der Klinik überraschen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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