"Exit – Mein Weg aus dem Hass"

Wie gelingt der Ausstieg aus der rechten Szene?

von Eric Leimann

Die norwegische Filmemacherin Karen Winther erzählt sehr persönlich die Geschichte ihres Ausstiegs aus der rechten Szene. Im Anschluss zeigt eine weitere Dokumentation Wege und Strukturen "linker Gewalt".

ARTE
Exit – Mein Weg aus dem Hass
Dokumentarfilm • 29.01.2019 • 22:00 Uhr

Karen Winther hat sich als Jugendliche immer zu Extremen hingezogen gefühlt. Als sie in den 80ern den Film "Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" sah, wünschte sie sich ein Leben als Heroin-Junkie in der Berliner Clubszene. Stattdessen wendete sich die junge Frau der linksextremen Szenen zu – und wechselte nach ein paar Jahren zu den Neonazis. Auch dort folgte nach eigenen Gewalttaten, aber auch Ängsten irgendwann der Ausstieg. In ihrem 52 Minuten langen Film "Exit – Mein Weg aus dem Hass", der nun bei ARTE TV-Premiere feiert, erzählt Winther in persönlichen Bildern und Worten die Geschichte ihres Ausstiegs und den von ehemaligen Szene-Genossen in Deutschland, Frankreich, Norwegen und den USA.

Dokumentarfilme, die sich die rechte Szene als Studienobjekt ausgesucht haben, gibt es viele. Auch massig Interviews mit Aussteigern, die wie die Protagonisten dieses Films in ständiger Angst vor Racheaktionen ihrer Ex-Mitstreiter leben müssen. Was "Exit – Mein Weg aus dem Hass" außergewöhnlich und sehenswert macht, ist, dass die Filmemacherin ihr eigenes Leben erzählt.

Es entsteht  – zum Beispiel mit zwei deutschen Ex-Neonazis oder einer ehemaligen amerikanischen Rechts-Aktivistin  – eine im Film selten erlebte Augenhöhe und spürbare Intimität. Dabei erzählt Winther in einfachen, klar verständlichen Worten und ohne intellektualisierende Analyse. Stets bleibt sie eng an der Biografie, den Gedanken und Gefühlen ihrer Protagonisten.

Auch deshalb eignet sich der Film, der 2018 auf dem DOK Leipzig den "Young Eyes Film Award" sowie den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts gewann, bestens als Lehrmaterial für Schulklassen und andere junge Gruppen. Im Anschluss um 22.55 Uhr gibt es bei ARTE noch eine weitere neue Dokumentation über politischen Extremismus. In "Gewalt von links" nähert sich der deutsche Filmemacher Rainer Fromm einem medialen eher unterrepräsentierten Thema, wenn es um Terrorismus geht: Anschläge auf Partei-Büros, Angriffe auf Polizisten, Randale bei Demonstrationen für eine gerechte Sache – linke Gewalt kennt viele Spielarten und doch wird sie oft als "gute" Gewalt verharmlost. 2017 zählte man in Deutschland fast 2.000 linke Gewaltdelikten. Nicht zuletzt wegen der Ausschreitungen wahrend des G20-Gipfels in Hamburg. Der Film recherchiert Vorfälle in Deutschland, Bilbao, Moskau, Prag und Paris.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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