"Leichte Beute"

Der Bozen-Krimi: Die Mafia aus Südtirol

von Wilfried Geldner

Jetzt fummeln sie wieder mit den Pistolen, dort unten bei Bozen im Sextental. Stoisch stehen die drei Zinnen, und auch sonst wird manche Felsenwand mittels Special effect eingespielt, auf dass die ARD-Vorgabe, nicht nur die Kommissare, "sondern auch die Schönheit und Besonderheit ihrer Gegend" zu zeigen, in Erfüllung gehe. In einem weiteren Donnerstagskrimi im Ersten – die Spannbreite reicht von Friesland bis Lissabon – muss sich Chiara Schoras als Frankfurter Ex-Kommissarin Schwarz in Bozen und Umgebung ergehen, um der dortigen Mafia aufzulauern.

ARD
Der Bozen-Krimi: Leichte Beute
Kriminalfilm • 17.01.2019 • 20:15 Uhr

Das zieht sich: Während unter anderem die "Südtirol News" kürzlich "90 Festnahmen bei Razzia gegen italienische Mafia" vermeldeten – Durchsuchungen gab es in italienischen Restaurants und Eiscafés in Holland, Surinam, NRW und Bayern – , tappt Commissario Sonja Schwarz noch immer im Dunkeln. Von "leichter Beute", so der Titel der sechsten Bozen-Folge, kann da keine Rede sein.

Sonja Schwarz kämpft gegen Windmühlenflügel, obwohl sie doch einen Mafioso, den Restaurantbetreiber Rossi, direkt vor der Nase hat. Rossi ist ihr Lieblingsfeind – und jetzt hat sich auch noch Laura (Charleen Deetz), ihre Stieftochter, in Rossis Angestellten Luca (François Goeske) verknallt. Mit ihm will Laura durch Italien ziehen. Bloß weg von der Mutter und ihrem ewigen Verdacht gegen ihren Luca, der immer so brav und traurig schaut.

Doch in so einem Dolomitenkrimi gibt es ja glücklicherweise arg viele Szenenwechsel. Im Serienmuster des Zöpferlflechtens darf man dann beispielsweise den heftigen Auseinandersetzungen eines örtlichen Gangstertrios lauschen, das noch mal den ganz großen Reibach machen will. Einer von ihnen hat im Alleingang schon zugeschlagen. Einen pensionierten Richter hat es getroffen. Halb Einbruch, halb mörderischer Racheakt. Der jetzt Tote hatte dem Täter einst die Höchststrafe auferlegt.

Aber auch der Technologie-Experte einer Sicherheitsfirma spielt im Verlauf eine nicht unwichtige Rolle, kann er doch jede Alarmanlage abstellen bei Bedarf. Unser Gangstertrio hat dann ein leichtes Spiel. Der Mann führt aber, zusammen mit seiner Schwester, obendrein ein Hotel, das eher wie ein verlassener Grenzposten aussieht, so trostlos in seiner ganzen Einsamkeit. Ebendort schmieden die Gangster ihren letzten Komplott, dort auch kommt es – nach langer Durststrecke – auch zum Showdown. Hier endlich verlangt Thorsten Näter, Autor und Regisseur, seinen Schauspielern große Gefühle und Reaktionen ab. Bis dorthin bewegten sie sich immer nur wie die Murmeltiere.

Ach, es wäre noch viel zu erzählen, von armen Stieftöchtern und schlauen Schwiegermüttern (Lisa Kreutzer!), von Vätern, die nichts von ihrer Vaterschaft ahnen, von Schulden und daraus resultierender Wut der Erbgeschwister – und von der ausgebufften Mafiajägerin Carla Pisani (Jeanette Hain), die eigens aus Rom anreist.

Doch davon mehr am nächsten Donnerstag (24.01.), wenn's weitergeht mit dem siebten Teil dieser ausufernden Bozen-Saga. Dann werden Chiara Schoras und Tobias Oertel, der den Ermittler-Kollegen Matteo spielt, wieder die Mafia jagen. Und die Südtiroler werden sich ins Fäustchen lachen, weil es ja die Mafia überall auf der Welt gibt, bloß nicht im Sextental unter den berühmten Drei Zinnen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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