Über Eltern und ihre Kinder

"Breeders": Scharfsinnige Comedy-Serie von Martin Freeman

von Eric Leimann

Martin Freeman, Jahrgang 1971, ist aktuell einer der besten britischen Schauspieler. Nun hat der kleine große Mime sein eigenes Vatersein zum Thema einer bissigen Comedy-Serie gemacht.

Wer kleinere Kinder hat, kennt das Dilemma. Man liebt sie über alles, aber sie bringen erwachsene Menschen immer wieder an den Rande dessen, was Zivilisation und Selbstachtung gerade noch zulassen. Dass Martin Freeman neurotische Alltagstypen, die auf den ersten Blick ziemlich straight und harmlos wirken, facettenreich wie kaum ein zweiter Schauspieler verkörpern kann, zeigte er schon in der immer noch genialen, vielfach preisgekrönten ersten Staffel der Serie "Fargo" (mit einem kongenialen Billy Bob Thornton). Natürlich glänzte Freeman auch als Dr. Watson in "Sherlock" oder als "Kleiner Hobbit" in Peter Jackson Filmtrilogie.

In der von Freeman selbst mitentwickelten Comedyserie "Breeders", einer Koproduktion von Sky und dem amerikanischen Kabelsender FX, arbeitet er nun komödiantisch und britisch bissig die Erfahrungen seiner eigenen Vaterschaft auf. Mit Langzeitpartnerin Amanda Abbington (Mary Morstan in "Sherlock") hat der 49-Jährige – wie in der Serie – einen Sohn und eine Tochter. Sie kamen 2006 und 2008 zur Welt. Als Paar trennten sich Freeman und Abbington 2016. Ob das mit "Breeders"-Serienpartnerin Daisy Haggard ("Back to Life") fiktional auch passiert, wird natürlich nicht verraten.

Parallelen zur Sitcom "Catastrophe"

Über zehn Episoden à knapp 30 Minuten kann man ab Dienstag, 4. August (um 20.15 Uhr in Doppelfolgen bei Sky Atlantic oder auf Abruf) nun dabei zusehen, wie die Aufzucht von zwei Kindern, sieben und vier Jahre alt, das Leben verhagelt. Paul (Freeman) und Ally (Haggard) haben sich ein Reihenhäuschen gekauft. Das Londoner Paar ist voll berufstätig, um das teure Leben in der Hauptstadt finanzieren zu können. Dies verträgt sich natürlich nicht gut mit schlaflosen Nächten, dem immer wieder zu Unfällen neigenden Sohn Luke oder der Tatsache, dass Allys entfremdeter Lebenskünstler-Vater Michael (Michael McKean, "Better Call Saul") aus Amerika anreist, um bei der gestressten Familie "erst mal" zu wohnen.

Neben Martin Freeman gehören auch die beiden "Veep"-Macher Chris Addison und Simon Blackwell zu den Schöpfern von "Breeders", einer Serie, die alle Facetten der modernen Elternschaft in Zeiten des Highspeed-Kapitalismus zu Sprache bringt: den lächelnden Konkurrenzkampf mit anderen Eltern um sozialen Auf- oder Abstieg, den Bildungs- und Kontrollwahn in Richtung des eigenen Nachwuchses sowie die Unzufriedenheit mit dem Partner und sich selbst.

Scharfsinnig und gelungen ist "Breeders" auf jeden Fall, wenn man auch sagen muss, dass mit der Channel 4-Sitcom "Catastrophe" – in Deutschland kann man alle vier Staffeln bei Amazon sehen – eine sehr ähnliche Erzählung vielleicht noch einen kleinen Ticken brillanter und warmherziger umgesetzt wurde. Nichtsdestotrotz dürften Eltern ihren Spaß mit Freeman und Haggard haben. Selbst dann, wenn einem das Lachen, wie es sich für eine richtig gute Comedy gehört, zwischendurch immer wieder im Hals steckenbleibt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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