06.05.2024 Schauspielerin im Interview

Emily Cox nach dem "Unsichtbarer Angreifer"-Dreh: "Ich bin Technik gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen"

Von Sarah Hegemann
Emily Cox spielt die 
Psychotherapeutin Emma 
Turgut, die eine KI-basierte 
Therapie-App verwendet.
Emily Cox spielt die Psychotherapeutin Emma Turgut, die eine KI-basierte Therapie-App verwendet. Fotoquelle: ZDF & Hardy Brackmann

In „Unsichtbarer Angreifer“ mit Emily Cox in der Hauptrolle kommt es zu mysteriösen Zwischenfällen im Smart Home. Im Interview gibt die Schauspielerin Einblicke in die Dreharbeiten, die Tücken von KI und ihre Handysucht.

Ihre Filmfigur Emma ist sehr technikaffin und vertraut auf Künstliche Intelligenz (KI). Wie stehen Sie dazu?

Emily Cox: Ich bin Technik gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen und finde neue technische Möglichkeiten dann gut, wenn sie unterstützend eingesetzt werden. Ich werde erst dann misstrauisch, wenn eine KI einen Menschen ersetzen soll. Eine Therapie-App, wie sie im Film verwendet wird, geht mir persönlich zu weit. Der zwischenmenschliche Kontakt ist gerade in diesem Bereich so wichtig und unersetzbar. Wenn hingegen eine Einkaufsliste ins Handy getippt wird, finde ich das nicht problematisch.

Kennen Sie das Gefühl, von Technik abhängig zu sein?

Mir ist bewusst, dass ich ziemlich abhängig von meinem Handy bin. Gerade WhatsApp verwende ich viel zu viel. Wenn ich mal länger nicht reingeschaut habe, zum Beispiel weil ich mit Dreharbeiten beschäftigt war, habe ich das ganz dringende Bedürfnis, zu schauen, ob jemand mir geschrieben hat. Das Gefühl kenne ich noch aus der Zeit von früher, als ich noch geraucht habe. Das ist eine richtige Sucht. Aber ich möchte das unbedingt in den Griff bekommen und habe mir Timer gestellt, die den Zugriff auf Apps wie WhatsApp zeitlich beschränken. Nach 20 Minuten am Tag ist Schluss.

Und das funktioniert?

Naja, man muss ehrlich sein: Nach den ausgeschöpften 20 Minuten kann man einen Code eingeben und die App weiter nutzen (lacht).

Die Technik spielt im Film verrückt, die KI wird zu einem „Horror-Element“ – ist das für Sie ein realistisches Szenario?

Bei jeder Technik besteht die Gefahr, dass sie nicht richtig funktioniert. Das kennen wir alle, und es ist äußerst frustrierend – beispielsweise, wenn eine Mail nicht verschickt werden kann. Je mehr wir auf eine Technik angewiesen sind, desto größer ist auch das Gefahrenpotenzial, wenn etwas nicht einwandfrei läuft.

In welchem Bereich trauen Sie der KI viel zu, in welchem eher nicht?

Überall da, wo Technik als Unterstützung genutzt wird, zum Beispiel als Hilfestellung in der Medizin, finde ich es sinnvoll. Wissenschaftsplattformen wie Chat GPT stecken ja noch in den Kinderschuhen. Da gibt es sicherlich noch viel Potenzial. Ich halte von Künstlicher Intelligenz nicht so viel in den Bereichen, wo es um Gefühle und um Zwischenmenschliches geht. Emotionen sind zutiefst menschlich, da kommt eine KI nicht ran.

Spielt KI eigentlich in der Filmbranche schon eine Rolle?

Ich war tatsächlich letztens erst bei einem spannenden Vortrag zum Thema KI beim Drehbuchschreiben. Der Vortragende hat erzählt, dass zurzeit als eine Art Experiment versucht wird, ein Drehbuch komplett von einer KI schreiben zu lassen. Ich hoffe ehrlich gesagt, dass das nicht gut gelingt! Da ich Kunst und Kreativität- alles, wo es um Gefühle geht- nicht für von Maschinen ersetzbar halte. Humor zum Beispiel kann KI bisher noch gar nicht: Im Rahmen des Seminares wurden wir aufgefordert, Chat GPT zu bitten, uns einen Witz zu erzählen, und das Ergebnis war so ziemlich das Unlustigste, was ich je gehört habe. Humor ist eben eine menschliche Eigenschaft, die eine Maschine nicht besitzt und auch nicht wirklich lernen kann.

Sie sind Schauspielerin, befassen sich aber mit dem Drehbuchschreiben. Wie kam es dazu?

Ich habe mich bei der Drehbuchwerkstatt München für ein Förderprogramm beworben – einen Tag bevor die Ausschreibung endete. Zu meiner Überraschung wurde ich angenommen. Ich finde es total spannend, Einblicke in den Prozess des Schreibens zu bekommen und zu lernen, wie man so ein Buch aufbauen kann und welche dramaturgischen Regeln und Tricks es gibt. Ich hatte schon immer großen Respekt vor diesem Job und finde, dass Drehbuchautoren und -autorinnen viel zu wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen.

Was hat Sie denn am Drehbuch zu „Unsichtbarer Angreifer“ überzeugt?

Ich finde die Thematik sehr interessant und aktuell. Was mich aber auch an meiner Filmrolle fasziniert hat, ist, dass sie als Therapeutin selbst unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet und sich dadurch nicht großartig von ihren Patienten unterscheidet, sondern eigentlich auch Hilfe braucht.

Könnten Sie sich ein Smart Home wie im Film vorstellen?

Ich kann mir nicht vorstellen, so zu leben, möchte andere Menschen dafür zugleich aber nicht verurteilen. Jeder so, wie er mag. Ich verwende zum Beispiel total gerne den Thermomix, weil ich sonst keine Zeit habe, zu kochen. Er hilft mir da sehr weiter, andere finden das ganz schrecklich (lacht).

 

„Unsichtbarer Angreifer“

Montag,13. Mai, 20.15 Uhr im ZDF

Ab 4. Mai in der ZDF-Mediathek

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