04.10.2023 Darstellerin im Gespräch

Wie entwickelt sich Luisa Hoffmann in "Die Toten vom Bodensee" weiter?

Von Marcus Italiani
Alina Fritsch ist im ZDF zu sehen.
Alina Fritsch ist im ZDF zu sehen. Fotoquelle: picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Die Widersprüchlichkeit der Figur wird spürbarer, also ihre fachliche Kompetenz und Souveränität, die gegen ihre persönlichen Abgründe kämpft. Gleichzeitig versucht sie, eine gute und verantwortungsvolle Mutter zu sein. Das ist nicht leicht, und dieser Kampf um die Vereinbarkeit dieser Aspekte – darum wird es bei Luisa Hoffmann gehen.

Was ist das entscheidende Merkmal ihrer Figur Luisa Hoffmann, das zu ihrem eigenen Charakter gar nicht passt?

Das dunkle Geheimnis, das sie möglicherweise einholen wird.

Hoffmann ist wie gesehen ein wenig geheimnisvoll. Es gibt anscheinend einige Leichen im Keller. Kommen die irgendwann ans Tageslicht, und welche Rolle spielen Sie im weiteren Verlauf der Entwicklung der Figur?

Im „Nachtalb“ geht es zunächst in erster Linie um Oberländer. Aber gleich darauf holt die Vergangenheit Luisa Hoffmann ein. In der nächsten Folge wird es richtig zur Sache gehen. Es wird einige Offenbarungen geben, die eigentlich nicht ans Tageslicht kommen sollten.

Das Mystische ist ohnehin in der DNA der Serie verwurzelt. Mit welchen Mitteln kann man das als Schauspielerin unterstützen?

Das Mystische hat natürlich grundsätzlich viel mit Kamera und Bildsetzung zu tun. Aber wenn man weiß, dass die Geschichte einen mystischen Charakter hat, gibt einem das als Schauspielerin auch mehr Zeit zu denken, anstatt permanent zu sprechen. Das ist ganz schön, viele unausgesprochene Dinge stehen über den Figuren wie der Nebel über dem Bodensee.

Damit haben Sie den heimlichen Star der Reihe angesprochen: den Bodensee. Einmal ist er das natürlich durch seine Schönheit, dann aber auch durch die vielen Mythen, die sich um ihn ranken. Erstarrt man in Ehrfurcht, wenn man vor dieser Kulisse dreht?

Zunächst einmal liebe ich den Bodensee. Dieses maritime Gefühl, gemischt mit der Bergwelt, ist einzigartig. Auch, dass es ein Naturschutzgebiet ist, in dem die Böden nicht versiegelt werden und nicht alles zugebaut wird, macht die Besonderheit des Bodensees aus. Vor dieser Natur empfinde ich durchaus Ehrfurcht.

Eine weitere Besonderheit ist die Internationalität des Ermittlerteams. Das kommt ihnen wahrscheinlich entgegen, weil Sie selbst ja auf einer internationalen Schule waren.

Ja, ich bin ein so genanntes „third culture kid“. Ich war an der American International School in Wien, also im Grunde auf amerikanischem Boden, weil dort auch nur das amerikanische System und Programm durchgeführt wurde, und habe zwei Muttersprachen: Deutsch und Englisch. Wenn ich in Wien bin, fühle ich mich als Amerikanerin, in den USA fühle ich mich als Europäerin. Das ist eine irgendwie identitätsstiftende Zwischenkultur, die ich aber als sehr bereichernd empfinde.

War es schwer, in die Fußstapfen von Nora Waldstätten zu treten?

Das Schöne ist ja, dass ich Nora Waldstätten und die Kommissarin Zeiler nicht ersetze. Ich komme in ein sehr professionelles Team, in dem jeder den anderen ganz genau kennt und die Abläufe alle stimmen. Dort sozusagen als neuer Teil hinzuzukommen, ich kann also eigene Fußstapfen setzen, das ist einfach wunderbar.

Sie kommen aus einer Schauspielerfamilie, aber Ihre Mutter wollte nicht, dass Sie in ihre Fußstapfen treten. Warum?

Damals hat mich das furchtbar gestört. Heute verstehe ich meine Mutter besser. Natürlich ist der Schauspielberuf nicht immer nur Ruhm und Freude, sondern hat auch mit Verletzungen zu tun, weil man sich angreifbar macht. Als Schauspielerin muss man das aber auch erwarten. Jeder kommt mit seinen eigenen Geschichten. Und wenn dann Menschen zusammenkommen, die gewisse Themen triggern, dann bietet das genug Möglichkeiten, für andere, eine Projektionsfläche zu sein. Das ist dann nicht so schön. Es kann aber auch bereichernd sein: Wenn man liebevolle und reife Partner hat, dann kann man Grenzen sprengen.

Trotzdem haben Sie sogar mit ihrer Mutter zusammen auf der Bühne gestanden. Ist das gutgegangen?

Ja, das war wunderbar. Ein Glück in meinem Leben ist, dass ich mich mit meiner Mutter privat und beruflich so gut verstehe, weil wir beide über die Liebe zur Literatur zum Schauspiel kommen. Weil wir uns privat so gut kennen, herrscht auch beruflich ein Urvertrauen, das es einem ermöglicht, viel zuzulassen. Damit kommt man sehr weit.

Stichwort Literatur: Wie weit ist Ihr Roman, und worum geht es?

Meine beiden großen Vorlieben waren immer Schreiben und Schauspielern. Mein Roman wird eine Art mystisches Eintauchen in unsere kollektiven Abgründe und was sie aus uns machen. Aber in einem Jahr kann ich Ihnen sicherlich mehr dazu sagen. Außerdem arbeite ich gerade an einem Gedichtband.

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