17.08.2020 Musiker

Deep Purple im Interview

Von Marcus Italiani
Deep Purple veröffentlicht ein neues Album.
Deep Purple veröffentlicht ein neues Album. Fotoquelle: Ben Wolf

Deep Purple sind mit "Whoosh!" im 53. Jahr ihrer Karriere auf Platz 1 der deutschen Albumcharts gerauscht. Dass die Herren noch einige Pfeile im Köcher haben, wird auch klar, wenn man hört, was die Ian Gillan (Gesang), Ian Paice (Schlagzeug) und Steve Morse (Gitarre) zu ihrem neuesten Werk zu sagen haben.

"Whoosh!" ist ein seltsamer Titel, der viele Assoziationen zulässt. Was bedeutet er für die Künstler?

Ian Gillan: "Whoosh!" ist eine Lautmalerei, die die Übergangsstadien menschlicher Existenz versinnbildlichen soll. Man kann diesen Laut auch auf die Karriere von Deep Purple beziehen. Es kommt mir vor, als hätten wir erst gestern begonnen und – "Whoosh!" – sind wir schon hier.

Ian Paice: Die Idee zum Titel stammt von Ian Gillan. Es geht darum, was wir unserem schönen Planeten antun, ohne zu erkennen, dass wir hier eine Chance verspielen. Letztlich ist es doch so, dass wir bislang nur sehr wenig Zeit auf der Erde verbracht haben. Wenn wir am Ende zehn Prozent von dem erreichen, was die Dinosaurier erreicht haben, dann waren wir ziemlich erfolgreich.

Trotzdem dauert die Karriere der Band nach menschlichem Ermessen bereits ewig an. Worin besteht denn der Hauptunterschied zu den Siebzigern?

Ian Gillan: Mit 20 dachte ich, ich wüsste alles und könnte alles. Heute weiß ich es besser. Die Dinge, mit denen man sich beschäftigt, verändern sich auch. Früher konnte ich über Frauen und schnelle Autos schreiben. Das mache ich heute eher nicht mehr. Vieles von damals wirkt heute eher peinlich.

Wie kann man sich nach all den Jahren noch neu erfinden?

Ian Paice: Eigentlich gibt es keine neuen Elemente mehr in der westlichen Musik. Alles ist bereits dagewesen. Wir versuchen, in diesem engen Korsett Dinge neu anzuordnen und so interessant zu machen, dass der Hörer sie als neu wahrnimmt.

Steve Morse: Manches ist eben in anderer Konstellation am Start. Ich schleppe zum Beispiel eine Menge Ideen an und hoffe, dass die Band irgendwie darauf reagiert. Früher oder später gefällt ihnen etwas von dem Zeug. Ian Gillan, der ständig Texte schreibt, sagt dann vielleicht so was wie: "Bitte ändere das hier, dann kann ich diese Zeile integrieren." Wir haben einen Weg gefunden, wie wir uns komfortabel fühlen können. So entstehen immer wieder gute Sachen. Zum Beispiel habe ich erstmals überhaupt eine Bariton-Gitarre benutzt. Es sind manchmal nur Kleinigkeiten, aber wir entwickeln uns immer noch weiter.

Welche Ideen liegen den Lyrics zugrunde?

Ian Gillan: Da die Texte enigmatisch sind, kann man sie auf so ziemlich alles beziehen. Auslöser dafür sind sozialpolitische Themen, die zurzeit im öffentlichen Fokus stehen. Ich nehme solche Sachen um mich herum andauernd wahr, ob in den Nachrichten oder durch das Beobachten meiner Umgebung. Die Realität ist leider so, dass der Mensch viele furchtbare Dinge tut, die ihm selbst schaden. Und selbst wenn er offensichtlich am Abgrund steht, macht er weiter. Man kann wenig dagegen tun, außer vielleicht, provokant darüber zu schreiben, damit einige Leute darüber nachdenken.

Welche Rolle füllt Produzent Bob Ezrin aus?

Ian Paice: Wenn du eine Horde Musiker im Studio alleine lässt, dann benehmen sie sich wie eine kopflose Hühnerschar. Bob ist ein Meister darin, das Schiff so zu steuern, dass es Kurs hält.

Steve Morse: Er ist manchmal auch eine Art Drill-Sergeant. Aber eben auch ein Diplomat. Er sagt etwa nicht: "Hey Steve, das Solo ist Schrott", sondern: "Gutes Solo Steve, das solltest du dir für dein Solo-Album aufheben", haha. Bob ist eine Autorität. Er hat gute Ideen, fördert uns in unserer Kreativität, und wir alle respektieren ihn.

Die sehr präsenten Keyboard/Orgel-Sounds haben so manchen Kritiker dazu veranlasst, "Whoosh!" als Don Airey-Album zu bezeichnen. Kränkt das den Gitarristen?

Steve Morse: Na ja, im Mix ist die Gitarre manchmal etwas im Hintergrund, aber wartet auf die Live-Shows. Nein im Ernst, Don ist ein toller Musiker und ein guter Typ. Seine Ideen waren super, weshalb er all das Lob verdient. Trotzdem sind ein paar feine Gitarrenparts auf dem Album, die ich nicht unterschlagen würde.

Mr. Morse, wie ist es eigentlich, nach 26 Jahren und sieben Studioalben immer noch "der Neue" in der Band zu sein?

Steve Morse: Ach, damit komme ich gut zurecht. Ich bin gerne im Team Deep Purple, weil wir uns gut verstehen und tolle Dinge zusammen erreichen. Und wir haben tolle Fans – auch und gerade in dieser Besetzung. Natürlich gibt es auch weiterhin Menschen, die lieber Ritchie Blackmore in der Band hätten. Und Richie hat tolle Sachen für Purple geschrieben, keine Frage. Aber die jetzige Besetzung schreibt auch tolle Sachen und fühlt sich dabei auch noch gut. Ich habe immer schon mit sogenannten Hatern zu tun gehabt. Das ist traurig, zieht mich aber nicht herunter.

Wie geht man als Rock-Dinosaurier mit der Zeit?

Ian Gillan: Wir haben schon sehr früh in unserer Karriere bei ein paar Bier entschieden, nie modern klingen zu wollen. Denn wenn du heute modern klingst, dann bist du morgen altbacken. Der andere Grund ist: Wir haben nie irgendwen – sei es unsere Plattenfirma, seien es unsere Fans oder irgendwelche Radiostationen – im Unklaren darüber gelassen, dass wir keinen Trends folgen, sondern immer nur dem, was aus uns herauskommt. Aber natürlich hofften wir, dass es den Leuten gefällt.

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